Buchtipp

Tochterkind hat Buch geschrieben.

unentgeltliche Werbung 🙂

Klara Czersky feiert ihren 100. Geburtstag. Als sich das Bezirksblatt zum Gratulieren ankündigt, ist ihr Nina, welche mit ihrer Familie einen Stock höher wohnt, bei den Vorbereitungen behilflich. Dabei erhascht diese im Schlafzimmer der alten Dame einen Blick auf ein Gemälde, welches von einem berühmten Künstler zu stammen scheint. Als die alte Dame kurz darauf stirbt und es keine Erben gibt, sieht Nina die Möglichkeit ihrem Leben eine Wende zu geben.


https://www.buchschmiede.at/app/book/66060-Lisa-Peters-Das-wertlose-Gemalde;bookType=PB

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Miss Sporty und die lahmarschigen Schülerinnen

Wenn man als eher unsportlicher Mensch sportpolitische Diskussionen rund um die tägliche Turnstunde an den Schulen interessiert verfolgt, selbst jedoch weder ein goldenes Leichtathletikabzeichen, auch keinen Rettungsschwimmerausweis und schon gar keine aufschneiderischen  Skilehrer – Erlebnisgeschichten („damals auf der schwarzen Piste“) im Erinnerungsrepertoire hat, kann man sich doch entspannt und vielleicht auch mit Grauen an den Turnunterricht zurück erinnern, welcher in den Siebziger Jahren des vorigen Jahrhunderts noch „Leibesübungen“ hieß.

Beim im Öffnen des Erinnerungsschließfaches fällt mir als erstes dieser bestimmte Schockmoment entgegen. Der Moment, von einer Turnsaalgarderobe (mit einem Geruch wie der einer seit drei Wochen nicht geöffneten Sporttasche), in einen auf minus 5 Grad winterlich gelüfteter Turnsaal hineinzulaufen. (Lange Zeit dachte ich, dass sei der eigentliche Grund wieso man sich vor dem Sport aufwärmen muss)

Ich sehe schwere braune Medizinbälle (wieso heißen die eigentlich so?), von der Decke herabbaumelnde seeehr lange Seile, Sprossenwände mit Schweißfilm von all den zuvor turnenden und schwitzigen Kinderklammerhänden, und mich selbst wie ein ungelenkiger Cowboy oben am Sprungbock sitzen (mehr Schwung nehmen!!“). Ich sehe Warzen die sich an den Fußsohlen bildeten, da sich die Turnschuhe im Turnsackerl befanden, welches zum Zeitpunkt der Turnstunde der Straßenbahn Endstation entgegenfuhr und in der Fundgrube landete.

Noch heute jagt es mir einen Schauer über den Rücken, bei dem Gedanken, ohne zu duschen und mit verschwitzten Achseln den frischen Pullover überzuziehen und gleich danach eine Mathematik Schularbeit zu schreiben. Es gab zwar Duschen in den Garderoben, doch wer denkt schon morgens mit schulbedingtem Müdigkeitshintergrund an das Einpacken eines Handtuchs? Und überhaupt,  sich nackt zeigen? In einer Zeit als Bravo Hefte noch heimlich unter dem Bett versteckt wurden und das Wort Teenager fast schon verrucht klang. Eher nicht.

An den Namen meiner Turnlehrerin erinnere ich mich nicht mehr. Ich nenne sie hier einfach Miss Sporty, da sie natürlich ein sehr sportlicher Mensch war. Wahrscheinlich ist sie es ja noch immer, sofern die Lahmarschigkeit ihrer ehemaligen Turnschülerinnen sie nicht an den Rand der Verzweiflung oder sogar in eine eigene Sportlustlosigkeit getrieben hat. Sie war nicht besonders groß, trug jeden Tag eine weiße Jogginghose, weißes T-Shirt und das Trillern ihrer Pfeife habe ich heute noch im Ohr. Miss Sporty kannte kein Pardon. Ängste vor abgebrochenen Fingernägeln oder schwitzenden Achseln waren für sie kein Grund die Stunde sitzend auf einer der seitlich stehenden Turnbänke zu verbringen. Als reine Mädchengruppe im Turnunterricht fanden wir jedoch recht schnell heraus, dass es einmal im Monat möglich war, zu Beginn der Stunde beim Rapport, kurz und laut einfach nur „M“ zu rufen, um es sich auf besagter Turnbank am Rande gemütlich zu machen, um dort mit den anderen „M´s“ über die am Vorabend ausgestrahlte 258. TV Folge „Dallas“ eine Unterhaltung führen zu können. „M“ war das Codewort für Menstruation  und für Miss Sporty scheinbar der einzige gesellschaftlich anerkannte Turnverhinderungsgrund.

Mit der Zeit wurden die sitzenden „M´s“ auf der Turnbank allerdings immer mehr, und als eines Tages fast die ganze Klasse scheinbar zufällig ihre Tage hatte, komischerweise auch schon in der Woche davor, was anatomisch fragwürdig ist, verlor sie schon mal die Fassung.

In den Siebziger/Achtzigern war man noch weit von der Diskussion um die tägliche Turnstunde entfernt.
Wien war gemächlich.
Der TV Liebling der Erwachsenen war ein sehr beleibter Hotel Sacher Portier, der bei der Schlüsselausgabe ins Schnaufen geriet, bei der jüngeren Generation der faule Willi aus der Serie Biene Maja. Fußballspielen im Park oder im Hof war verboten, Beckensprünge vom Bademeister untersagt,  und die Regierung bestand aus einer (e i n e r ) Partei.

Manches ist geblieben (Beckensprung- und Fußballspielverbot). Aber vieles hat sich verändert.
Die Regierung besteht aus mehreren Parteien und es gibt ein Sportministerium.
Die tägliche Turnstunde ist Thema, Sportvereine werden gefördert und stellen ihren Sport an den Schulen vor. Nicht nur die Sportstars, auch Schülerligen bekommen Platz im Fernsehprogramm (kurz aber doch). In einen Sportverein oder ein Fitnesscenter zu gehen ist hip. Man geht nicht ins Training sondern ins „work out“. Kapuzensweater heißen „Hoodies“ und Turnschuhe „Sneakers“.
Statt fader Turnsackerl schultert man schicke „Sackpacks“, welche deshalb auch nicht mehr in der Straßenbahn vergessen werden.

Zurückgeblieben ist meine Erinnerung an damals, und die Erkenntnis, dass Miss Sporty es gut gemeint hat.

Denn mit ein paar Sporturkunden im Schrank könnte man nicht nur angeben, sondern sich später auch mehr Respekt verschaffen.
Denn wer einige Jahre später vor den eigenen Kindern nicht als Looser dastehen möchte („die Mama muss sich abstützen hahaha!“), da man es nicht schafft geraden Rückens  im Kreuzsitz das Gleichgewicht zu halten, sollte früh beginnen, im Turnunterricht nicht lahmarschig zu sein, und am besten auch noch einem Sportverein beitreten.

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Falco

Ende der Siebzigerjahre sagte mal ein von Lahmarschigkeit genervter Tanzlehrer „Wien ist eine alte Dame“.
Über der Stadt lag eine Art schwerfällige graue Häkelhaube. Es wurden Tauben im Park gefüttert und in der Straßenbahn lamentierten die älteren Menschen. Ein wenig Farbe brachten rot-weiss-rote Fähnchen an Gemeindebaufenstern und auf den Straßenbahnen, welche dann wie kleine aufgesteckte Ohren im Fahrtwind flackerten. Zweimal im Jahr, am Staatsfeiertag und am Tag der Arbeit.
Farbliche Abwechslung im Erinnerungsschrank war auch einmal im Jahr der Fasching.

Der alte Dame Flair lag latent in der Luft, und auch das von John Travolta ausgelöste Saturday Night Fever 1977 konnte nicht viel daran ändern, auch nicht die vielen Discos welche plötzlich wie Schwammerl aus dem Boden schossen.

Aber dann kamen die Achtziger. Und dann kam Falco.

Mit Falco wurde Wien plötzlich zu einer glitzernden Weltstadt. Wien war cool. Fortgehen war cool. Die Lokale waren cool. Schwarze Sonnenbrillen und arroganter Blick, selbst war man es dann auch.
Songs wie „Ganz Wien… tararara.. ist heut auf Heroin.. tararara….Kokain und Kodein und so weiter….“, brachten so ein verdammt verruchtes und dekadentes Gefühl in die Wiener Lokalszene und in das eigene junge Leben. „Der Kommissar“ und „Jeanny“ taten ihr übriges. Von manchen Radiosendern verboten, wurde das Lied umso mehr zum Kult.
In der Straßenbahn von alten Häkelhauben angemotzt zu werden war Vergangenheit, denn mit dem ersten Auto wurde abends losgefahren. In die nächtliche Wiener Glitzerwelt hinein. Und als „Rock me Amadeus“ in den USA zur Number One aufstieg, wurde Wien von uns schon zum Weltkulturerbe und Zentrum der Welt erklärt, bevor es die UNESCO tat.

Ich weiß noch genau wo ich war, als Falcos Song „Vienna Calling“ in den Radios gerade rauf uns runter gespielt wurde.

In einer Wiener Wohnung auf einer naja nicht so angesagten Party bei Freunden. Die Burschen wollten zu später Stunde Karten spielen (also nur die Burschen unter sich, tarockieren war Männersache)  und meiner Freundin und mir war langweilig. Wir kochten  zu später Stunde in der Küche lustig eine Eierspeis während es „Vienna Calling“ spielte. Liebe soll ja bekanntlich durch den Magen gehen und wir wollten die Konzentration im Wohnzimmer wieder auf uns updaten. Doch richtige Tarockierer lassen sich nicht ablenken, nicht mal von einer Eierspeis. Das ist nun schon lange her.

Seit 20 Jahren singt und tanzt Falco nun schon im Himmel, in der Gasse der Ausnahmekünstler. Österreichische Sender gedenken ihm gerade.

Natürlich weiß ich noch wo und wie ich die Nachricht über Falcos Tod erfahren habe.
(auch bei Romy Schneider und Lady Diana weiß ich es.) Morgens im Bad, mein Mann öffnete die angelehnte Tür und erzählte es mir. Der Eierspeis Ignorant von damals übrigens.

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Von Autos, Winterzauber und Lottogewinn

„Nur wer sein Brot selbst verdient, kann es auch schneiden“, mit diesem Spruch bin ich groß geworden und ich erinnere mich gut daran, als ich das erste Mal in meiner eigenen Behausung ein Messer zur Hand nahm und mir eine Scheibe Brot, gekauft vom erst verdienten Geld, abschnitt. Ich bildete mir ein, dass die Scheibe schöner, glatter und besser geschnitten war als sonst je davor.
Ob es ein allgemein üblicher und bekannter Spruch war, weiß ich nicht. Google findet ihn jedenfalls nicht, und ich glaube, wenn überhaupt, dass dieser Spruch in einer Zeit entstanden ist, als es noch keine Brotschneidemaschinen gab.

Den Spruch „wer nicht Eis von der Windschutzscheibe des Autos kratzt, hat nicht verdient damit zu fahren“, findet man auch nicht auf Google, denn er stammt von mir.
Mein Slogan der vergangenen Jahre, als die Kinder noch klein waren und ich sie auf das Leben vorbereiten wollte. Während der Rest der Familie Woche um Woche große Wünsche hatte und vom Lotto Sechser träumte, sich die tollsten und schicksten Dinge ausmalte, hoffte ich im Stillen diesen nicht zu gewinnen. Zweimal verrückt. Als hätte wir überhaupt eine Chance darauf gehabt, die steht nämlich so circa eins zu hundert Millionen, und überhaupt, wer bitte wünscht sich schon keinen (k e i n e n) Geldgewinn zu machen?
Niemals hatte ich dies laut ausgesprochen, nur mal hie und da gemurmelt was machen wir denn mit so viel Geld, um sofort verständnislose Blicke zu ernten. Das Gute an diesen Situationen war, dass die Kinder sofort vereint waren. Nämlich in ihrer Meinungsgemeinschaft gegen mich. Wie auch immer, ich wollte es wirklich nicht. Ich wollte keinen riesen Geldgewinn. In meiner Vorstellung nämlich, da waren all die vom Lottogewinn angeschafften dicken und angeberischen Karossen meiner Familie in der großen Garage geparkt, im Vorgarten einer riesigen Villa in einem Schicki Viertel der großen Stadt. Ich sah meine Kinder an einem Wintermorgen bei Schneefall das Haus verlassen, den protzigen Autoschlüssel in der Hand, ins warme von der Garage aufgetaute Auto steigen, ohne dass sie einen Finger dafür krumm machen oder einen Eiskratzer in die Hand nehmen mussten.

Ich wünschte mir etwas anderes für sie.

Das Gefühl in ein altes  gebrauchtes Auto zu steigen, dass einem selbst gehört. Mit eigener Arbeit verdient oder mühsam abbezahlt. Es vom Schnee befreien, Eis abkratzen, die Erleichterung sich aus dem Schneeparkplatz herausgeschaukelt zu haben um dann unter Wintersonnenglanz gemütlich davonzubrausen.

Mittlerweile haben die Kinder ihr selbst verdientes Auto und als ich am 30. November diesen Jahres erstmals in diesem Winter ohne Handschuhe vor meinem Auto stand, den Eiskratzer wie immer nicht sofort fand, vorne an der Scheibe kratzte während es hinten wieder anlief, (ja wäre besser gewesen vorher den Motor zu starten), mir klar wurde, dass ich zu spät in die Arbeit kommen werde und dass meine Augen von dem voll aufgedrehten Windschutzscheiben Gebläse sicher wieder eine Entzündung bekommen werden, da beschloss ich noch am selben Tag bei der Trafik vorbeizufahren um einen Lottoschein zu kaufen.

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Du hast es gut Mietze

An manchen Morgen fällt es schwerer als sonst, in die Arbeit aufzubrechen. Nach einer Zeit mit einigen Feiertagen zum Beispiel. Wenn ein Zahnarzttermin am Kalender eingetragen ist, oder ein Problem im Büro wartet, zu blöd auch, wenn man emails zum Frühstückskaffee schon liest. Oder das Horoskop. In dem geschrieben steht, dass der Jupiter gerade ungünstig positioniert ist. Ja stimmt, draußen scheint die Sonne und gerne würde man so wie die Mietze weiterhin faul herumhängen, darf aber nicht. Die ist gerade selten kuschelig. Die grünen Augen senden mir die Nachricht. Bleib doch da. Ja danke, mach es mir nur noch schwerer.
Die Straßen sind wieder so voll, über die Pfingstfeiertage war es ein wenig angenehmer. Viele hatten sich für ein langes Wochenende freigenommen, in die Staukarawanen hineingereiht und sind weggefahren, andere haben die Durchsagen zuhause entspannt aus dem Radio gehört. Für manche gab es gar keine Feiertage, sonst wär keine Bim und kein Bus durch die Stadt gefahren, kein Arzt und keine Schwester hätten Notfälle versorgt. Manchen macht es nichts aus, denn mit dem ganzen Hokuspokus, Heiliger Geist und so, sagen sie, können sie eh nichts anfangen.
Uns Kindern von damals, aufgewachsen ohne RTL, hat man einst die biblischen Geschichten sehr spannend erzählt. Wir glaubten gern, und dachten ehrfürchtig über all die Wunder nach die sie enthielten. Die Predigten des Herrn Kaplan dauerten gefühlt eine Ewigkeit, aber umso schöner das Heraustreten in die Sonne und das Streuen der Rosenblätter vor der Kirche. Erinnerungen, die immer noch verwurzelt sind.

Die morgendlichen Staudurchsagen verkünden gerade Erleichterung, es gibt keine Ausrede mehr.
Für dich Mietze ist immer Feiertag, du hast es gut.

 

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Schwiegervater

der Mittagstisch war bei Eintreffen immer schon fertig gedeckt, mit weißem Tischtuch und dem besten Porzellan aus der Anrichte, so wie sich das Sonntags gehört. Was magst denn trinken mein Madl? Die obligatorische Frage bei der Begrüßung, denn der trockene Weiße, den das Madl gerne trinkt, stand im Esszimmer doch schon längst bereit. Bei den Schwiegerleuten gab es halbe halbe bei der Arbeitsteilung, und zwar lange schon bevor es in der Politik und der nächsten Generation zum Thema wurde. Der Vater hievte die schwere Fritteuse vom Kasten, deckte den Tisch, brachte den üblichen Stromausfall wieder in Ordnung, begrüßte die Ankommenden. Die Mutter, Herrscherin der Küche, rührte derweil im Topf und sicher auch schon mal an seinen Nerven.
In der Einbauschrankvitrine auf weißem Häkeldeckchen, immer eine Flasche Metaxa, mitgebracht von der letzten Ferienreise, bereit um herausgeholt zu werden wenn es etwas zu feiern gab, oder aber um Gelassenheit zu bewahren vor so manch schwieriger Situation.

Nie fielen böse Worte, sein gütiger Humor und seine Demut vor dem bescheidenen Glück hätten das nicht erlaubt. Seine Kinderstube auch nicht.
Die war in den Nachkriegsjahren in Wien Brigittenau. Ein Bezirk nahe der Donau und des Wiener Praters. Zuhause der Heimkehrer-Vater mit Kopfschusswunde, draußen auf der Straße trieben sich Gangs vom Gemeindebau und die Gauner  der nahen Unterwelt herum. Den Halbseidenen lediglich die Frisur nachgemacht, die kleinen schwarzweiß Fotos von damals zeugen davon. Fotos, wie aus dem Kinoprogrammheft Die Halbstarken entsprungen.

Groß und ganz stark ist er dort geworden. Ein Bollwerk von Mann. Einer den man sich herbeiwünscht wenn man durch den Wald oder durch das Leben hüpft, und doch Angst vor Bären, Spinnen oder Lehrern hat.

Jung hatte er die Liebe gefunden. Die erste Wohnung, die ersten Kinder, die ordentliche Welt der damaligen Jahre. Seine beiden Buben wurden von ihm ins Gymnasium geschickt, obwohl das damals in den Siebzigern nur etwas für die besseren Leute war. Das Bärenfell am Weg zu Elternsprechtagen übergeworfen und so einigen Lehrern mit Stolz und der Würde eines Arbeiters gegenübergetreten. Es sollte was Anständiges werden aus den beiden, etwas worüber er dann später in der Nachbarschaft und auf der Arbeit erzählen könnte. Oft war es nicht einfach bis dorthin. Einer der Buben hat ihn am Weg zum Erwachsen sein ganz schön gefordert. Dabei hat eine gebrochene Vereinbarung, ein unerlaubt gefahrenes Auto und die zufällige Begegnung an einer Kreuzung auch eine Rolle gespielt. Der Metaxa wurde aus der Vitrine geholt. Bevor der Bub nach Hause kam.

Aus seinen Söhnen ist dann später schon was recht ordentliches geworden. Die Familie wurde grösser, erweitert mit Schwiegertöchtern und Enkelkindern. Sonn und Feiertags, wenn das weiße Tischtuch ausgebreitet wurde, die Mutter ich Kochtopf rührte, und der Strom  unter der Last der glühenden Herdplatten zusammenbrach, da trafen sich alle unter seiner Patronanz. Sogar die Enkelkinder waren dabei artiger als sonst.

Dann wurdest du krank. Ich wollte davon nichts wissen, jag ihn doch einfach fort den Bären, so wie du es immer für andere getan hast. Das ich dich nicht so oft im Spital besuchte wie du es verdient hättest, holt mich immer noch ein.

Der Bär hat gesiegt, und auch du bist schon lange gegangen lieber Schwiegervater. Aber es gibt Menschen, die haben auch nach dem Tod noch Präsenz.
Du bewegst dich schon wie dein Vater, sagte ich neulich zu deinem Sohn. Nur das mit dem Spinnen verjagen, das könnte er noch ohne murren bitte übernehmen.

Heute ist bei uns in Österreich Vatertag. Für alles mögliche und unmögliche gibt es schon einen Tag. Nur speziell für Schwiegerväter nicht. Dabei sollten auch sie einmal im Jahr gefeiert werden.
Männer, die neue Töchter vorbehaltlos in Familien willkommen heißen.

Ich trink heute ein Glas Metaxa auf dich.

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Vatertag

„Ich bin es, dein Vater“
In jener Zeit, als es schon sehr schlecht aussah, nahm ich deine Anrufe immer entgegen, verließ Besprechungsräume oder blieb mit dem Auto am Parkstreifen stehen wenn ich deine Nummer am Display sah. Die wirklich wichtigen Dinge sieht man erst in schlechten Zeiten mit klarem Blick. Ich sagte auch mal eine Geschäftsreise ab, lud zu Kaffee und Himbeerkuchen. Die Bilder jenes nachmittags, während einer guten Krankheitsphase, so einfach, so unaufregend, auf der Veranda in frühsommerlicher Wärme,  haben bis heute einen goldenen Bilderrahmen in meinem Kopf.

 

Wir hatten den Vatertag nie gefeiert. Kommerzieller Blödsinn war das für uns. Und außerdem, wenn du gerufen hast sind wir sowieso alle gekommen.

Im Spital standen wir mit zugeschnürter Kehle vor den Ärzten, aus Angst sie würden uns die Wahrheit darüber sagen wie es steht. Lieber nicht nachfragen, die Hoffnung am Leben halten.
Fast ein halbes Jahr ist es nun her, dass du gegangen bist. Alles ist anders, nur die Welt ist gleich geblieben. Immer noch unruhige Zeiten. Eine unruhige Wahl haben wir hinter uns, unruhige Bürger, unruhige Politiker. Über vieles hättest du dich aufgeregt. Vieles hättest du mit früher verglichen. Mit einer Zeit, als jeder noch Arbeit hatte, die Politiker ehrlicher waren, die Mädchen Petticoats trugen, und du als Flüchtling über die Grenze kamst, um am übernächsten Tag schon zu arbeiten. Als der Westen noch golden war.

 

Wie oft bist du in die Kirche gegangen, und hast für uns eine Kerze angezündet. Vor den Maturaprüfungen deiner Enkel, oder um den Herrgott um einen gnädigen Fahrschulprüfer zu bitten.

Deine Handynummer habe ich bis heute nicht gelöscht. Das Endgültige daran kann ich noch immer nicht ertragen. Noch fehlt mir der Mut mir Fotos anzusehen, denn sie würden die Gewissheit verstärken, dass es nie mehr so sein wird wie davor.
Eine liebe Freundin hat mir geschrieben „irgendwann wird der Schmerz erträglich, und du wirst lächeln können bei  den Erinnerungen.“
Ich werde auch einmal eine Kerze anzünden und dafür bitten. Vielleicht noch heute, am Vatertag.

 

hiányzol nekünk

 

 

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12,24,36

Das Warten auf die Urlaubserinnerungen war mal eine Geduldsprobe.
Die Tage wurden runtergezählt wie ein Countdown. Und als es endlich soweit war, stand man voller Vorfreude in der Drogerie Nowak unter den Arkaden. Der Herr Nowak im weißen Kittel blätterte die großen länglichen Kuverts langsam durch, und zog schließlich das mit deinem Namen heraus. Man wurde aufgefordert die Fotos durchzusehen, denn sollte ein überbelichtetes dabei sein, konnte man es zurückgeben und musste dafür auch nicht bezahlen. Danke es wird schon passen. Da nahm ich lieber ein schwarzes Foto in Kauf, als schon vor den Augen des Herrn Nowak all die Fotos anzusehen. Das tat ich dann lieber draußen auf der Straße. Manchmal hielt ich es auch aus bis ich zu Hause war. Die Fotos ansehen, wie ein Tauchgang durch all die Urlaubstage. Kannst dich erinnern? Ach ja, das war bevor wir dies oder das taten. Und hier der nette Kellner, siehst du, in der Ecke ist er ein wenig zu sehen. Und da machten wir den Ausflug. Und wie heiß es an dem Tag war. Und hier sieh mal, die schöne kleine Bucht. Schön wars. Und Fotos waren dabei, von denen man gar nicht mehr wusste, dass man sie gemacht hatte.

Die Anzahl der Fotos war begrenzt. Es gab Filme mit 12, 24, oder 36 Bildern. Ich glaube es gab auch 72. Aber das war eine höhere Liga. Meistens kaufte ich 12 weil es am günstigsten war. Aber wie beim tanken, war beim Kauf schon klar, dass es nicht lange reichen wird. Manchmal, eher selten auch den 36er gekauft. Wenn gerade das Gehalt noch frisch am Konto war. Das war dann ein Gefühl wie volltanken. Nur ja keine Fotos im Übermut verplempern. Die drei, die am Ende des Urlaubs noch über waren, die mussten dann gut überlegt sein.

Irgendwann kamen die digitalen Fotoapparate, danach die Handys und mit ihnen die unendliche Weite des Fotospeichers. Knipsen, wieder löschen, nochmals knipsen, solange bis man ein Foto von sich selbst halbwegs ertragen kann. Ja dieses hier sieht halbwegs passabel aus, das kann bleiben. Nein, das Schreckliche bitte löschen. Die Guten – natürlich nur die – werden durch den Internethighway gejagt, landen in den Facebooks oder in den WhatsApp Eingangsordnern von Freunden und Verwandten. Grüße vom Urlaub. Grüße von dort. Grüße von da. Manchmal sind die schneller dort, als man selbst angekommen ist. Die Profis verzieren die Fotos mit lieblichen Rahmen oder mit Texten. Wie Ansichtskarten sehen die dann aus. Wenn Zeit und Muße, werde ich mir diese Apps auch mal runterladen. Das beklemmende Gefühl dass Andere dem technisch gewachsen sind, kann ich so nicht stehenlassen.

Die Schönsten lasse ich immer noch ausdrucken. Foto ist Foto. Ich muss Erinnerungen auch in Händen halten können. Schöne, lustige und traurige. In eine große Schatzkiste kommen die, und hin und wieder ist es schön ein paar davon herauszunehmen und durchzublättern. Zeitreise durch die Jahre. Wie in einen alten Spiegel schauen.

Bei einer Bekannten wurde unlängst eingebrochen. Computer weg. Festplatte mit allen Fotos  weg. Fotos ihrer Kinder, von der Geburt bis zum ersten Schultag. Alles weg.

Manchmal hat es auch etwas Gutes ein klein wenig gestrig zu sein.

takeonline.de

take-online.de

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Ärger im Schlaraffenland

In Österreich ist der „Leberkäs“ ja schon fast ein Nationalgericht. Nach einem wochenlangen Auslandsaufenthalt mit viel Mozzarella, Rucola, Vongole  und allerhand anderer Köstlichkeiten muss sofort nach Grenzübertritt bei der nächsten Greißlerei eingeparkt werden, und eine Leberkässemmel muss her.

Die Dame neulich an der Wursttheke eines Supermarktes, hatte anscheinend eine jahrelange Weltreise hinter sich, und wurde bitterlich enttäuscht. Da stand sie nun, in diesem Megatempel mit den langen Gängen voller Köstlichkeiten und es gab keinen Leberkäs. „Und das an einem Freitag um 12 Uhr mittags“ fauchte sie erbarmungslos die Verkäuferin an. Der vorhandene pikante Leberkäs war keine Option., wenn Madame doch den nicht pikanten möchte. „Na dann schneidens halt eine eine Scheibe vom Kümmelbraten runter, aber nicht zu viel!“
„Ist´s so recht?“ fragte die Verkäuferin mit einem Lächeln so scharf wie das Messer, welches angelegt am Kümmelbraten lag und auf Zustimmung wartete. Nur ja nicht unfreundlich sein. Ein paar Beschwerden in der Zentrale und man ist den Job los.
„Das Tablett hier könntens auch mal putzen muss ich schon sagen.“ schmetterte Madame zum Abschied noch schnell rüber und schob immer noch angepapperlt ihren Einkaufswagen in die unendliche Weite des Fresswarenparadieses.

Meine volle Bewunderung für all die Damen und Herren hinter den Vitrinen. Müsste ich dahinter stehen und all die miesepetrigen Menschen aushalten, das Messer am Kümmelkarree anhalten anstatt am liebsten woanders, ich wär wahrscheinlich Dauergast am Arbeitsamt.

 

Glossar für Nicht-Österreicher:
Greißlerei – kleiner Lebensmittelhändler
Semmel – Brötchen
Angepapperlt – sauer, verärgert
Leberkäs – Fleischkäse?

leberkässemmel

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Gegen das Vergessen

oder die Geschichten der Alten Teil 3

Sylvia Kling hat aufgerufen, sich für das Projekt „Gegen das Vergessen“ einzusetzen und zum Thema etwas zu schreiben. Beim Zusammenräumen in meinem Keller fiel mir dazu etwas in die Hände.

Wer in den siebziger Jahren in Österreich die Schule besuchte, musste sich im Geschichtsunterricht mit vielen Jahreszahlen, unter anderem der Babenberger und Habsburger herumquälen, welche zweifelsohne ein wichtiger Bestandteil der Österreichischen Geschichte waren. Die einen haben Österreich quasi gegründet, die Anderen bis zum geht nicht mehr (sogar bis Mexiko) erweitert. Solange bis sie den vielen Ländereien durch einen alten Kaiser und die Anzettelung eines großen ersten Krieges wieder verlustigt wurden. Das gleiche geschah dann übrigens mit dem Kaiserhaus selbst, welches die Koffer packen musste, um auf der Blumeninsel Madeira (wie schrecklich) das weitere Dasein zu fristen. Aber ich schweife ab.

Der zweite große Krieg auf dieser Welt, und vor allem was da so geschah, war seinerzeit jedoch kein großer Bestandteil des schulischen Lehrplans. Wenn ich mir mein altes Geschichteheft so ansehe….

geschichte Gr

hört es genau dann auf wo es eigentlich interessant wurde.

geschichte GrGr

Und ich glaube ich kann beschwören, dass ich nicht krank war und nicht gefehlt habe!

Man fragte damals nicht so genau nach, und schon gar nicht einen Lehrer.
Es gab zwei Fernsehprogramme. ORF 1 und ORF 2. Der ORF kam seinem Bildungsauftrag mit Skigymnastik und Russischkurs am Vormittag, und mit Im Reich der der wilden Tiere am Abend nach. Dazwischen flog die Biene Maja herum, und die Kinder von Büllerbü wurden irgendwann in den Achtzigern vom Denver Clan abgelöst. Des wors.

Doch irgendwann später änderte sich das. Hollywood lieferte die Blockbuster zum Thema in Farbe, und die Geschichten der „Alten“ bekamen durch die Colorierung im Kopf eine andere Zuhörattraktivität. Es wird mittlerweile in den Schulen nicht mehr nur kurz gestreift sondern vertiefend unterrichtet. Es gibt gefühlte hundert TV Sender und beim zappen ist meist irgendwo eine Doku darüber. Es gibt Menschen die sagen leicht genervt „schon wieder etwas über den Krieg“.  Und manchmal ertappt man auch sich selbst dabei.
Aber für all die Generationen die nachkommen kann es ruhig die Endlosschleife sein.

 

 

Weitere Teilnehmer_innen:

http://querdenkende.com/2016/02/11/teilnahme-am-projekt-gegen-das-vergessen/

https://arnovonrosen.wordpress.com/2016/02/11/teilnahme-am-projekt-gegen-das-vergessen/

https://belanahermine.wordpress.com/2016/02/11/rosa-ein-beitrag-zum-projekt-gegen-das-vergessen/

https://ulerolff.net/2016/02/11/gegen-das-vergessen/

https://lyrifant.wordpress.com/2016/02/12/gegen-das-vergessen/

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http://seniorenleichtathletik.com/2015/10/16/59-dieses-mal-kein-sportbericht-doch-hoffentlich-genau-so-interessant/

http://herzhuepfen.com/2016/02/09/kein-gewicht-ein-beitrag-zur-aktion-gegen-das-vergessen/

http://querdenkende.com/2016/02/09/revolutionaere-wesen-taeuschen-uns/

http://querdenkende.com/2016/02/12/nie-wieder-krieg-papa/

https://pawlo.wordpress.com/2016/02/10/gegen-das-vergessenagainst-forgetting/

https://belanahermine.wordpress.com/2016/02/10/gegen-das-vergessen/

https://monikamaria.wordpress.com/2016/02/10/gegen-das-vergessen-2/
https://aouga.wordpress.com/2015/08/30/verzeiht/

https://sugar4all.wordpress.com/2016/02/12/projekt-gegen-das-vergessen/

https://collectinghappiness.wordpress.com/2016/02/12/gegen-das-vergessen-fred-uhlman/

https://rachelgedanken.wordpress.com/2016/02/17/gegen-das-vergessen/

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https://4alle.wordpress.com/2016/02/20/gegen-das-vergessen-ein-projekt/

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http://musikhai.com/2016/02/21/teilnahme-am-projekt-gegen-das-vergessen/

https://lyrifant.wordpress.com/2016/02/22/bitte-einer-duennhaeutigen/

https://maddemaddigger.wordpress.com/2016/02/21/schlussstrich/

http://querdenkende.com/2016/02/22/hinter-den-worten/

https://ulerolff.net/2016/02/11/gegen-das-vergessen/

https://belanahermine.wordpress.com/2016/02/18/puzzle-teile-erinnerungsfetzen/

https://peteremrich.wordpress.com/2016/02/24/gegen-das-vergessen/

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