Du hast es gut Mietze

An manchen Morgen fällt es schwerer als sonst, in die Arbeit aufzubrechen. Nach einer Zeit mit einigen Feiertagen zum Beispiel. Wenn ein Zahnarzttermin am Kalender eingetragen ist, oder ein Problem im Büro wartet, zu blöd auch, wenn man emails zum Frühstückskaffee schon liest. Oder das Horoskop. In dem geschrieben steht, dass der Jupiter gerade ungünstig positioniert ist. Ja stimmt, draußen scheint die Sonne und gerne würde man so wie die Mietze weiterhin faul herumhängen, darf aber nicht. Die ist gerade selten kuschelig. Die grünen Augen senden mir die Nachricht. Bleib doch da. Ja danke, mach es mir nur noch schwerer.
Die Straßen sind wieder so voll, über die Pfingstfeiertage war es ein wenig angenehmer. Viele hatten sich für ein langes Wochenende freigenommen, in die Staukarawanen hineingereiht und sind weggefahren, andere haben die Durchsagen zuhause entspannt aus dem Radio gehört. Für manche gab es gar keine Feiertage, sonst wär keine Bim und kein Bus durch die Stadt gefahren, kein Arzt und keine Schwester hätten Notfälle versorgt. Manchen macht es nichts aus, denn mit dem ganzen Hokuspokus, Heiliger Geist und so, sagen sie, können sie eh nichts anfangen.
Uns Kindern von damals, aufgewachsen ohne RTL, hat man einst die biblischen Geschichten sehr spannend erzählt. Wir glaubten gern, und dachten ehrfürchtig über all die Wunder nach die sie enthielten. Die Predigten des Herrn Kaplan dauerten gefühlt eine Ewigkeit, aber umso schöner das Heraustreten in die Sonne und das Streuen der Rosenblätter vor der Kirche. Erinnerungen, die immer noch verwurzelt sind.

Die morgendlichen Staudurchsagen verkünden gerade Erleichterung, es gibt keine Ausrede mehr.
Für dich Mietze ist immer Feiertag, du hast es gut.

 

Über andrea

Geschichten aus dem Alltag
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3 Antworten zu Du hast es gut Mietze

  1. Anna-Lena schreibt:

    Ein schöner Beitrag, so richtig aus dem Leben gegriffen!
    Bis vor einem Jahr erzählte ich meiner Dackeldame auch jeden Tag, dass ich nun arbeiten müsse und ihr Blick war vieldeutig. Manchmal las ich darin: Nicht mehr lange – Peck hast du ja – Lass dich nicht aufhalten….

    Der morgendliche Verkehrsbericht war fast so wichtig wie der Aufwachkaffee. Und auch heute schrecken mich die Blaulichter und Sirenen oft hoch – Waldbrandgefahr – Radfahrer – Motorradfahrer – generell Krieg auf den Straßen.
    Da wäre ein wenig mehr Glaube an den Hl. Geist im Sinne von Erleuchtung vielleicht doch mal wieder angesagt 😉 .

    Lieben Gruß
    Anna-Lena

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  2. wholelottarosie schreibt:

    Die Frage, on man sich in Staukarawanen einreiht oder es sich doch lieber zu Hause gemütlich macht, stellt sich an langen Wochenender immer.
    Mittlerweile tendiere ich fraglos zu letzterem, denn wie schön ist es doch, sich z.B. mit einem Picknickkorb an das Flußufer zu setzen und die Gedanken spazieren gehen zu lassen…
    Sonnige Grüße aus dem Bergischen Land!

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