Jahrelang war ich dem Hansi treu. Schließlich hat er mir seinerzeit schon meine Hochzeitsfrisur gemacht. Damals noch, als er den Salon seines Vaters im zwanzigsten Wiener Gemeindebezirk übernommen hat. Neben der Fleischerei und dem Huber Wäschegeschäft. Die Fleischerei ist jetzt so ein Handy Supermarkt, das Wäschegeschäft hat bis heute überlebt. Irgendwann hatte der Heinzi dann ein neues Geschäft direkt in der Innenstadt eröffnet, weil er seiner Ex nach der Scheidung den alten Salon vom Vater überlassen hat, die ihn natürlich wegen ihrem fehlenden Geschäftssinn in den Ruin führen würde. Oder vielleicht weil ihm der Zwanzigste doch zu wenig „chi chi“ war. Ich wollt es nicht so genau wissen, denn schließlich geht man ja nicht zum Friseur um sich SEINE Geschichten anzuhören.
Innerstädtisch wurde der Hansi dann zum „Herrn Hans“. Prosecco und Bussi Bussi für die feinen Damen zur Begrüßung. Ok, ich nahm auch immer ein Glas. Wenn ich schon soviel zahlen muss. Bussi gabs auch zum Abschied, aber nur wenn ich zufrieden war. Das ist ja immer so eine Sache mit den Friseuren. Die haben ja schneidetechnisch auch ihre good und bad hairdays. „Der gleiche Schnitt nur zwei Zentimeter kürzer“. Das ist doch eine Ansage, oder? Funktioniert nicht immer. Denn da kann einer noch so gut schneidern, manchmal da haben sie eben so ihre Tage. Ich hab ja schon vieles erlebt und auch schon ausprobiert:
Während des Schneiderns nicht tratschen! Er/sie soll sich doch bitte auf die Arbeit konzentrieren anstatt über die & das herumzuplappern. Das Problem dabei ist nur, dass man vielleicht unsympathisch rüberkommt und vielleicht schneidet er/sie dann absichtlich ganz ganz schlecht. Nach dem Motto „Na der redefaulen Schabracke schneid ich jetzt einen ganz furchtbaren Schnitt damit sie die nächsten drei Monate schlechte Laune hat, das hat sie nun davon!“ Also vielleicht keine so gute Idee.
Den Wunschschnitt erst NACH dem waschen mitteilen! Damit die Anleitung noch frisch im Gedächtnis ist. Habe ja keine Ahnung ob er/sie sich das ansonsten so lang merken kann. Zwanzig Minuten ist doch ne lange Zeit. Bei den vielen Menschen die da sitzen und alle einen Haarschnitt wollen. Man will ja schließlich nicht verwechselt werden, und mit einer Muttchenfrisur den Salon verlassen. Wollt ich ausprobieren. Bin aber gleich bei der Begrüßung, nach dem Kreuzverhör „na was mach ma heute?“ zusammengebrochen.
Beobachtung! Ob ein Schneiderlein gut oder schlecht ist, lässt sich ja schon daran erkennen wie gewandt dieser seiner Arbeit nachgeht. Deshalb verharrte ich auch manchmal vor der Auslage eines Salons um zu beobachten. Unauffällig halt. Ein paar mal auf und abgehen, und reinschauen. Fällt da wem die Schere aus der Hand? Verlässt jemand heulend den Salon?
In einer Zeitschrift hatte ich mal gelesen, man solle doch mit frisch gewaschenem und geföhntem Haar zum Friseur zu gehen! Damit der Schnitt und die Beschaffenheit des Haars zu erkennen ist. Klang gescheit und so logisch. Natürlich sofort ausprobiert. In der Früh Haare gewaschen und geföhnt. Der Rechtsknöpfler zuhause verdrehte verwundert die Augen. „Gehst du nicht heute eh noch zum Friseur?“ Ach, der hat ja null Ahnung! Ja , ich weiß, es ist eh bescheuert. Aber was tut man nicht alles um die Schlechte – Schnitt – Laune nachher nicht an Mann, Kinder und Katze auszulassen.
Aber zurück zu Hans:
Jedenfalls hatte der Herr Hans wieder mal einen bad hairday. Na da hats gereicht! Na der sieht mich nie wieder! Ein Neuer musste her. Ich bekam einen Tipp. Der Oliver. Ein junges aber sehr talentiertes Schneiderlein von einem anderen Salon. Ok den probier ich aus. Ich sags euch, super wars. Ich war glücklich. Drei Monate lang.
Dann wollte ich telefonisch einen neuen Termin vereinbaren.
„Der Oliver arbeitet nicht mehr hier!“
Verdammt!
Sie rückten natürlich mit seiner neuen Arbeitsplatzadresse nicht heraus.
Was jetzt? Zurück zu Hans? Nein, ist viel zu peinlich. Er wird merken dass ich untreu war. Am Fremdschnitt und an der lange vergangenen Zeit. Ich könnte erzählen, dass ich für einige Monate im Ausland war? Aber wo? Kanada? Italien? Fidschi? Tirol? Nee dass glaubt er mir nie. Also keine Rückkehr zu Heinz. Verdammt!
Die Magnolien (siehe Teil 1) möchte ich schneidetechnisch nicht testen, brauche mein Mittagspausen Leo.
Also wieder auf Stalkertour gehen. Sollte ich noch keine Unterlassungsklage bekommen haben, bin ich noch unterwegs.
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